Wahnsinn


Schneewittchen ist gestorben,

die Banane war vergiftet

und der Spiegel hat gesagt:

Du wirst schön, wenn man dich liftet.

 

Dornröschen liegt schon lange wach

und wartet auf den Zweiten,

der Erste war der König selbst,

der sie besucht zuzeiten.

 

Das ist Wahnsinn,

die glauben noch an sich und die Option,

ist das nicht Wahnsinn,

die warten auf den reinen Königssohn.

 

Frau Holle schüttelt immer noch,

halb blind und fast ertaubt,

sie spürt nicht mehr, wann Winter ist

und merkt nicht, wie es staubt.

 

Rumpelstielzchen weiß nicht mehr,

wie man Stroh zu Gold verspinnt:

Heut’ back’ ich, morgen brau’ ich

und mach’ der Königin ein Kind.

 

Das ist doch Wahnsinn,

die glauben noch an sich und die Mission,

ist das nicht Wahnsinn,

die spielen immer weiter - ohne Lohn!

 

Die sind so wie sie sind nur uns zum Hohn,

die glauben noch an sich und die Option.

Die schwören auf die Liebe und den Thron.

 

Das ist doch Wahnsinn,

die glauben noch an sich und die Mission,

ist das nicht Wahnsinn,

die spielen immer weiter - ohne Lohn!

 

Schneeweißchen liebt das Rosenrot

die woll’n sich nicht vermehren,

die liegen warm und nackt und bloß

im Mottenfell des Bären.

 

Die sieben Zwerge stehn am Tag

in ihrem eignen Garten,

doch in der Nacht da züchten sie

noch klein‘re Menschenarten.

 

Das ist doch Wahnsinn,

die sind so wie sie sind nur uns zum Hohn

ist das nicht Wahnsinn,

die leben noch und wir – wir sterben schon.

 

Die glauben noch an sich und die Mission.

Die spielen immer weiter – ohne Lohn.

 Die schweigen, denn sie schreien ohne Ton.

 

Das ist doch Wahnsinn,

die sind so wie sie sind nur uns zum Hohn

ist das nicht Wahnsinn,

die leben noch und wir – wir sterben schon.


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